Die Digitalisierung der Steuerprozesse schreitet stetig voran, und immer mehr Unternehmen setzen auf E-Rechnungen und elektronische Steuererklärungen. Diese modernen Lösungen bieten zahlreiche Vorteile, wie Zeit- und Kostenersparnis, eine verbesserte Transparenz und eine Minimierung von Fehlern. Doch wie ist der aktuelle Stand in Deutschland und Europa? In diesem Artikel beleuchten wir die neuesten Fortschritte im Bereich der E-Rechnungen und digitalen Steuererklärungen und geben einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen.
1. Was sind E-Rechnungen und elektronische Steuererklärungen?
E-Rechnungen, auch elektronische Rechnungen genannt, sind digital erstellte und übermittelte Rechnungen, die den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Papierrechnungen müssen sie nicht ausgedruckt werden und werden häufig in standardisierten Formaten wie ZUGFeRD oder XRechnung ausgetauscht.
Elektronische Steuererklärungen werden vollständig digital an die Finanzbehörden übermittelt, zumeist über das ELSTER-Portal (Elektronische Steuererklärung). Dies umfasst unter anderem die Umsatzsteuererklärung, die Einkommenssteuererklärung und viele andere steuerliche Anträge.
2. Fortschritte bei E-Rechnungen: Pflicht und Verbreitung
E-Rechnungen sind in Deutschland und der EU auf dem Vormarsch. Seit November 2020 sind Unternehmen in Deutschland verpflichtet, elektronische Rechnungen an öffentliche Auftraggeber zu senden. Diese Verpflichtung gilt sowohl für Lieferanten als auch für Dienstleister, die mit öffentlichen Behörden zusammenarbeiten. Diese Entwicklung ist Teil der Umsetzung der EU-Richtlinie 2014/55/EU, die eine europaweite Standardisierung des elektronischen Rechnungsverkehrs vorschreibt.
Im B2B-Bereich (Business-to-Business) ist die Verwendung von E-Rechnungen zwar noch nicht verpflichtend, jedoch setzen immer mehr Unternehmen auf die Vorteile der Digitalisierung. Unternehmen profitieren von der Automatisierung der Rechnungsstellung, kürzeren Zahlungsfristen und einer besseren Nachverfolgbarkeit. Zudem sparen sie Papier- und Druckkosten, und der gesamte Prozess ist umweltfreundlicher.
Aktuelle Entwicklungen:
- XRechnung und ZUGFeRD: Diese beiden Formate sind in Deutschland führend. XRechnung ist vor allem im öffentlichen Sektor vorgeschrieben, während ZUGFeRD mehr Flexibilität bietet, da es sowohl für Papierrechnungen als auch für digitale Rechnungen genutzt werden kann. Die kontinuierliche Weiterentwicklung dieser Formate zielt darauf ab, den Austausch zwischen verschiedenen Softwarelösungen zu vereinfachen.
- EU-weite Standardisierung: Ein großer Schritt in Richtung Harmonisierung ist die Einführung des European Norm EN16931. Diese Norm stellt sicher, dass E-Rechnungen grenzüberschreitend kompatibel sind und sich innerhalb der EU problemlos verwenden lassen.
3. Elektronische Steuererklärungen: Die Zukunft der Steuerverwaltung
Die elektronische Steuererklärung hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. In Deutschland wird die ELSTER-Plattform immer leistungsfähiger und benutzerfreundlicher. Über ELSTER können mittlerweile fast alle Steuerformulare und -anträge digital eingereicht werden. Viele Steuerpflichtige nutzen die Plattform zur Abgabe ihrer Einkommensteuererklärung, aber auch Unternehmen reichen hierüber ihre Umsatzsteuer-Voranmeldungen und Lohnsteueranmeldungen ein.
Neueste Entwicklungen:
- ELSTER 2.0: Das ELSTER-Portal wird kontinuierlich weiterentwickelt, um noch mehr Steuerpflichtige und Steuerberater effizient zu unterstützen. Zu den neuesten Updates gehören eine vereinfachte Benutzeroberfläche, die Möglichkeit der automatisierten Datenübernahme aus Vorjahren und eine verbesserte Kommunikation zwischen Steuerzahlern und Finanzbehörden.
- Vereinfachte Prozesse für Unternehmen: Unternehmen, insbesondere Klein- und Mittelständler, profitieren von den neuen Automatisierungsmöglichkeiten bei der Steuererklärung. Mit entsprechenden Buchhaltungssoftwares wie DATEV, Lexoffice oder SevDesk lassen sich Steuerdaten direkt aus dem System exportieren und über ELSTER ans Finanzamt übermitteln. Dies spart wertvolle Zeit und reduziert Fehlerquellen.
4. Ausblick: Was bringt die Zukunft?
Die Zukunft der digitalen Steuerprozesse sieht vielversprechend aus. In den nächsten Jahren wird mit weiteren Fortschritten bei der Digitalisierung gerechnet. Folgende Entwicklungen sind absehbar:
- Verpflichtende E-Rechnung für B2B-Geschäfte: Es wird erwartet, dass die Pflicht zur Nutzung von E-Rechnungen in den nächsten Jahren auf den B2B-Bereich ausgeweitet wird. Italien hat hier bereits 2019 den Anfang gemacht, indem es die elektronische Rechnungsstellung für Unternehmen verpflichtend eingeführt hat. Andere europäische Länder könnten diesem Beispiel folgen.
- Vollständige Automatisierung der Steuerprozesse: Mit der zunehmenden Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in Steuerlösungen könnte es zukünftig möglich sein, Steuererklärungen vollständig automatisiert und ohne menschliches Zutun abzugeben. Steuerdaten werden automatisch erfasst und verarbeitet, was den Verwaltungsaufwand auf ein Minimum reduziert.
- Erweiterte digitale Steuerprüfung: Finanzbehörden werden zukünftig verstärkt auf digitale Lösungen setzen, um Steuerprüfungen schneller und effizienter durchzuführen. Unternehmen müssen sich daher darauf einstellen, dass steuerrelevante Daten nicht nur elektronisch eingereicht, sondern auch vollständig digital geprüft werden.
Fazit
Die Digitalisierung von Rechnungsstellung und Steuererklärungen schreitet unaufhaltsam voran. Unternehmen profitieren von effizienteren Prozessen, Kosteneinsparungen und einer besseren Übersicht über ihre Finanzen. Die EU und Deutschland treiben die Entwicklung der E-Rechnungen aktiv voran, während elektronische Steuererklärungen durch immer leistungsfähigere Tools wie ELSTER zunehmend zur Norm werden. Unternehmen, die auf diese digitalen Lösungen setzen, sichern sich einen klaren Wettbewerbsvorteil und können sich auf eine noch stärker automatisierte Zukunft freuen.